Joseph Köhler

Joseph Köhler

* 05.07.1920
† 09.01.2011 in Paderborn-Elsen
Erstellt von Neue Westfälische Zeitung
Angelegt am 11.01.2011
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Gedenkkerze

Michael

Entzündet am 12.01.2011 um 17:08 Uhr

Requiescat in pace

Nachruf Neue Westfälische 11.1.2011

12.01.2011 um 07:14 Uhr von Neue Westfälische

Ein Botschafter der Region

Ehrenlandrat Joseph Köhler starb im Alter von 90 Jahren

VON RALPH MEYER

Kreis Paderborn. Mehr als vier Jahrzehnte lang hat Joseph Köhler aktiv die Politik im Kreis Paderborn und überregional im Deutschen Landkreistag gestaltet. In der Nachkriegszeit arbeitete er als Eisenbahn-Gewerkschafter an der Wiedergutmachung des Unrechts, das viele Menschen in der Zeit der braunen Diktatur erlitten hatten. Am Sonntag erlag Joseph Köhler im Alter von 90 Jahren den Folgen eines schweren Schlaganfalls. Seine Frau Franziska war vor sechs Wochen gestorben.

Aufgewachsen ist Joseph Köhler in einer Zweizimmerwohnung am Paderborner Ikenberg – im Schatten des Domes. Für ihn war die Kinderzeit ein ewiges Hungern. „Ich hatte ständig Hunger“, erinnerte sich Köhler im vergangenen Jahr, „und in der ganzen Schulzeit hatte ich nur ein einziges Buch“.

Schon früh interessierte er sich für Politik. 1934 wurde er aus der katholischen Volksschule entlassen. Als Messdiener, der partout nicht in die Hitlerjugend eintreten wollte, bekam er keine Lehrstelle. So fing er mit 13 Jahren als Hilfsarbeiter in einer Seifenfabrik an. Anfang des Krieges wurde er dienstverpflichtet, arbeitete als Rottenarbeiter bei der Bahnmeisterei 3 in Paderborn. Am 10. Januar 1940 wurde er „unter die Fahnen geeilt“, wie er es selbst nannte. Den Krieg erlebte er größtenteils in Ostpreußen, bei fliegertechnischen Einheiten der Luftwaffe. Zum Kriegsende verschlug es ihn nach Berlin.

Am 13. August 1945 sah er seine Heimatstadt, die in Trümmern lag, endlich wieder. Angesichts der Zerstörungen sagte er sich: „Das darf nie wieder vorkommen“.

1946 trat Joseph Köhler sowohl in die CDU als auch in die Einheitsgewerkschaft ein. Für ihn eine Entscheidung ohne Alternative, denn für ihn hatten nur diese beiden Organisationen Konsequenzen aus Diktatur, Krieg und Niederlage gezogen. Aus eben diesem Grunde stand ein Eintritt in die SPD für den Gewerkschafter außer Frage. Im gleichen Jahr wurde der Eisenbahner Joseph Köhler in den Rat der Gemeinde Elsen gewählt – er hatte ja keine braunen Flecken am Hemd. In einer gefärbten Uniform und in Schuhen der Einheitsgröße 48 nahm der damals 124 Pfund leichte Christdemokrat zum ersten Mal am Tisch des Elsener Gemeinderates Platz. Die Schrecken der Nazizeit noch gut vor Augen, war er beseelt von dem Gedanken, der Demokratie in Deutschland zum Erfolg zu verhelfen.

Nach den ersten mühsamen Jahren in der Kommunalpolitik ging es steil bergauf mit dem Eisenbahngewerkschafter. 1964 wurde er vom Paderborner Kreistag zum Landrat gewählt. 29 Jahre lang, auch über die Neugliederung des Jahres 1975 hinaus, blieb er diesem Amt treu. In dieser Zeit trommelte er, landauf und landab, für das Paderborner Land und setzte sich leidenschaftlich für bessere Verkehrsverbindungen in diesem ostwestfälischen Wachstumsraum ein. Auch im Altkreis Büren wurde Köhler von Anfang an respektiert, denn er war integer, besaß Autorität, und seine Versprechungen waren keine leeren Worte.

Fragte man ihn, was ihn in seiner langen politischen und gewerkschaftlichen Arbeit immer wieder motiviert hat, war es das Unrecht. Nationalsozialistisches Unrecht aufzuarbeiten, hat ihn viele Jahre in der Nachkriegszeit als Gewerkschafter beschäftigt. „Unrecht ist Unrecht, egal wer es begeht“, sagte er später.

Am tiefsten bewegt hat ihn in all den Jahren die deutsche Wiedervereinigung im Jahre 1990, die er als Präsident des Deutschen Landkreistages aktiv begleiten und mitgestalten durfte.

Gedenkkerze

NW-Trauer

Entzündet am 11.01.2011 um 16:39 Uhr

Neue Westfälische

vom 11.01.2011

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vom 11.01.2011