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Nachruf Neue Westfälische
31.07.2013 um 16:42 Uhr von NW / WBTrauer um Altbürgermeister Heinrich Rieks
Engagierter Politiker und Vereinsmensch im Alter von 86 Jahren gestorben
VON DAVID SCHELLENBERG
Nieheim. Altbürgermeister Heinrich Rieks ist tot. Er starb am Samstag im Alter von 86 Jahren. „Der Tod von Heinrich Rieks berührt mich sehr“, erklärte Nieheims Bürgermeister Rainer Vidal gegenüber der NW in einer ersten Reaktion.
Kommunalpolitiker und Malermeister Heinrich Rieks, den viele Volksbürgermeister nannten, galt als Integrationsfigur. Sein Rat war stets gefragt. Er warein humorvoller, freundlicher und lebensfroher Mann, obgleich seine Kindheit und Jugend in der Nazi- und Kriegszeit von Schicksalsschlägen begleitet war. Er war gerade einmal zwei Jahre alt, als sei Vater plötzlich mit 42 Jahren starb. Seine beiden größeren Brüder starben im Russland-Feldzug. So war es an ihm, das 1885 geründete Malergeschäft der Familie fortzuführen: Nach dem Besuch der Volksschule Nieheim begann er eine dreijährige Malerlehre, die er 1944 aufgrund seiner besonders guten Leistung frühzeitig beendete. Doch im letzten Kriegsjahr wurde er zum Arbeitsdienst eingezogen. Er hatte Glück. Im Juli 1945 kehrte Heinrich Rieks aus einem russischen Internierungslager aus Kriegsgefangenschaft zurück und baute sich in Nieheim ein neues Leben auf.
Als damals jüngster Meister im Kreis Höxter legte er im April 1950 seine Meisterprüfung ab und übernahm drei Jahre später den Malerbetrieb. Auch privat fand er sein Glück: 1952 heiratete er Rosemarie, die kurz nach dem Krieg mit ihren Eltern aus Schlesien vertrieben worden war und in Nieheim eine neue Heimat gefunden hatte. Drei Töchter und ein Sohn wurden geboren, später kamen fünf Enkelkinder und inzwischen drei Urenkel dazu.
In Erinnerung bleiben wird den Nieheimern insbesondere sein großes ehrenamtliches Engagement. Es gibt wohl kaum einen Verein oder Gruppe, in der Heinrich Rieks nicht seine Handschrift hinterlassen hat. Egal ob Feuerwehr, Kolpingfamilie oder Fußballclub Nieheim, überall war er dabei. Bei seinen Tätigkeiten orientierte er sich an den Worten Kolpings: „Helft, eine bessere Zukunft schaffen, indem ihr sie erziehen helft“. In der Alten Schützengesellschaft war er zuletzt Ehrenobst, und 1993 selbst Schützenkönig. Er gründete die Peter-Hille-Gesellschaft und den Heimatverein mit, war Mitglied der Karnevalsgesellschaft „Olle Meh“, dem Verkehrs- und Kneippverein, dem Gewerbeverein und Ehrenmitglied im Heimatschutzverein Sommersell. Der frühere Landrat Franz-Josef Thöne sprach angesichts dieser Liste einst von einem „Marathon des Ehrenamtes“.
Zum Ausgleich seiner vielfältigen Verpflichtungen wanderte er früher gern, ließ die Ruhe der Wälder auf sich wirken, oder nahm ein Buch zur Hand. Aber selbst dazu blieb ihm neben Familie und Beruf nur wenig Zeit. Denn schon früh begann er sich politisch zu engagieren. Bereits 1968 übernahm er den CDU-Vorsitz in Nieheim und wurde 1970 in den Stadtrat gewählt. Dort wurde ihm nach der kommunalen Neuordnung die Integration ein wichtiges Anliegen. Auch als Kreistagsmitglied von 1975 bis 1979 hat Rieks bei der Kreisneugliederung viel Verständnisarbeit geleistet.
24 Jahre lang bestimmte er als Ratsherr in Nieheim das Geschehen der Stadt mit. Bei Problementscheidungen im Rat konnte der Diplomat Rieks immer sicher sein, dass die Politiker seine Vorschläge berücksichtigten. In Anerkennung seiner Leistung und seines großen Rückhaltes in der Bevölkerung wurde er 1984 mit großer Mehrheit vom Rat zum Bürgermeister gewählt, damals noch ein ehrenamtliches Amt, das er bis 1994 innehatte. In dieser Zeit war er Mitglied in zahlreichen Ausschüssen und vertrat die Stadt in vielen überregionalen Gremien wie dem Städte- und Gemeindebund, der Jagdgenossenschaft und Kreis-Gesellschaften. Er genoss weit über Nieheims Grenzen hinaus großes Ansehen.
Mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande wurden im März 1996 seine gesellschaftlichen und politischen Leistungen gewürdigt. In Anlehnung an seinen Beruf als Malermeister sagte seine langjährige Bürgermeisterkollegin aus Höxter, Dorothea Baumgarten, damals: „Wer hoch droben auf der Leiter steht, sieht meist etwas weiter.“ Rieks habe immer etwas „weiter gesehen und stets vorausgedacht.“ Seine große Lebenserfahrung, sein unerschöpflicher Humor, seine Herzenswärme haben ihn ausgezeichnet.
Bürgermeister Rainer Vidal erinnerte an seine erste persönliche Begegnung mit Rieks am Tag der Bekanntgabe seiner Kandidatur für das Bürgermeisteramt in Nieheim am Eröffnungstag des Käsemarktes 2008. „Ich habe noch immer das Bild dieses freundlichen und positiv neugierigen älteren Herrn vor mir, der sich sein ganz persönliches Bild von seinem potenziellen Nach-Nach-Nachfolger machen wollte“, sagte Vidal. „Und mich dazu in der Küche des Sackmuseums empfing.“
Er habe ihn damals so kennengelernt, wie ihn alle Nieheimer in Erinnerung behalten werden: freundlich, offen und immer mit einer Portion Augenzwinkern. „Unvergessen bleibt mir auch sein erhobener Zeigefinger, wenn es in Diskussionen ganz bedeutsam wurde. Das war für mich so etwas wie sein Markenzeichen. Die Stadt Nieheim wird ihn vermissen“, würdigte Bürgermeister Vidal den Verstorbenen.
Das Seelenamt ist am Donnerstag, 1. August, um 14.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Nikolaus, anschließend die Beisetzung von der Friedhofskapelle aus.