Dieter Heistermann

Dieter Heistermann

* 30.09.1936
† 23.10.2010 in Beverungen
Erstellt von Neue Westfälische Zeitung
Angelegt am 26.10.2010
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Dieter Heistermann ist am Samstag nach schwerer Krankheit im Alter von 74 Jahren verstorben. Die SPD nennt Mitglieder, die sich über lange Zeit an vorderster Stelle für ihre Ziele eingesetzt haben, gerne „Urgestein“. Im Kreis Höxter hatte diese respektvoll gemeinte Bezeichnung keiner mehr verdient, als Dieter Heistermann, der sich als Bundestagsabgeordneter und nach seinem Rückzug aus der Bundespolitik als langjähriger AWO-Kreisvorsitzender für die Sozialdemokratie und die Belange seiner Mitmenschen stark gemacht hat.

Die Biografie des 1936 in Bielefeld geborenen Arbeitersohns liest sich in Teilen wie die Geschichte der SPD der Region. Dem Volksschüler war der politische Werdegang nicht in die Wiege gelegt. Die Kindheit fiel in die Zeit des Krieges und des dunkelsten Kapitels deutscher Geschichte. Mit zehn Jahren trat er 1946 in die Sozialistische Jugend „Die Falken“ ein. Hier hat er es bis zum Unterbezirksvorsitzenden von Bielefeld gebracht. Über die Falken führte ihn der weitere Weg 1957 in die SPD. Heistermann machte eine Werkzeugmacherlehre, die Arbeit übte er bis 1957 aus und lernte die Nöte und Stärken der Arbeiter von der Pike auf kennen.

1963 wechselte Dieter Heistermann Arbeits- und Wohnort von Bielefeld in den Kreis Höxter, wo er als erster Geschäftsführer für den SPD-Unterbezirk Höxter-Warburg Pionierarbeit leistete. Damals hatte die SPD im Gebiet des heutigen Kreises Höxter nur 300 Mitglieder. Sein Ziel, die Sozialdemokratie aufzubauen, ging er mit großer Energie an. Dieter Heistermann sprach mit jedem einzelnen Mitglied, gründete Ortsvereine und leistete Vertrauensarbeit für die Partei. Über die Parteigrenzen hinweg erwarb er sich einen Ruf als engagierter und kompetenter Kommunalpolitiker im Kreistag - nicht ohne Ecken und Kanten, aber mit klarem Profil. Von 1970 bis 1981 war er Vorsitzender der SPD-Fraktion. Von 1975 bis 1981 außerdem Mitglied der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe.

1980 wurde er in den Deutschen Bundestag gewählt. Obwohl er nie gedient hatte - er gehörte zum so genannten weißen Jahrgang - war er 18 Jahre lang Mitglied des Verteidigungsausschusses und ab 1992 dessen stellvertretender Vorsitzender.

„Der erste große Schreck fuhr mir als Jung-Abgeordneter 1980 in die Glieder, als der damalige Fraktionsvorsitzende Herbert Wehner mit mir über meine politische Laufbahn sprach“, schilderte Heistermann 2001 der Neuen Westfälischen den Beginn seiner Arbeit im Bundestag. Er wollte Schwerpunkte im Jugend- und Familienausschuss setzen, aber Wehner bestand darauf : „Du wirst Mitglied des Verteidigungsausschusses. Ein Abgeordneter des Deutschen Bundestages muss alles können.“

Heistermanns 18 Jahre im Bonner Parlament waren geprägt von den größten Entscheidungen in der Welt. Er erlebte emotionale Stunden vom Ende des Kalten Krieges bis zur Wiedervereinigung Deutschlands.

Er leitete den Aufbau der Bundeswehr in den neuen Ländern und begleitete parlamentarisch die Integration der Volksarmee. Zudem musste die marode Infrastruktur der Kasernen wieder in Ordnung gebracht werden. Heistermann war Wahlbeobachter bei der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa). Er traf mit Persönlichkeiten der verschiedensten Länder mit politisch unterschiedlichen Systemen zusammen und erlebte krasse Meinungsverschiedenheiten.

1994 verlieh ihm Rita Süßmuth das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.

1998 fiel die schwer wiegende Entscheidung, in die dritte Phase seines Lebens einzutreten. Er zog sich aus der großen Politik zurück . Er wollte wieder näher an den Problemen vor Ort sein, sich „um die Menschen und Familien kümmern, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen“. Die soziale Arbeit im Kreis Höxter lag ihm am Herzen. Dieter Heistermann war seit1999 Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt im Kreis Höxter. Auch diesen Wohlfahrtsverband hat er wie die Kreis-SPD geprägt.

All dieses Engagement erforderte einen starken Rückhalt. Dieter Heistermann hatte ihn in seiner Familie - in seiner Ehefrau Edeltraud Heistermann und seinen drei Kindern.

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