Karin Zimmermann

Karin Zimmermann

* 07.05.1957
† 20.03.2010
Erstellt von NW / WB Trauerportal
Angelegt am 26.04.2010
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Trauerfall

14.09.2010 um 17:50 Uhr von NW / WB
Das wirklich wichtige kann man nur mit dem Herzen sehen, es ist für die Augen unsichtbar. Antoine de Saint-Exupéry (in "Der kleine Prinz") Gedanken an Karin Wenn man so hier vorne steht, kommen so viele Erinnerungen. Schöne, - nicht so schöne, - Erinnerungen des eigenen Versagens, - der gemeinsamen Erfolge, - Erinnerungen an die Sachen, die man noch machen wollte, - und die jetzt für immer unerreichbar geworden sind, Erinnerungen an gemeinsam getroffene Entscheidungen, - eine dieser gemeinsamen Entscheidungen sitzt hier vorn in der ersten Reihe, - Jan, -die beste aller gemeinsamen Entscheidungen. Aber bei aller Traurigkeit, die uns jetzt im Moment so total umfangen hat und uns scheinbar keine Luft zum atmen lässt, ist da auch ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit, - Dankbarkeit für die Zeit mit einem Menschen, der uns unendlich beschenkt hat. Beschenkt mit seiner Gabe des Ausgleichens, der Besonnenheit, der Geduld, der guten Gespräche, der Fürsorge und der Liebe, die dieser Mensch geben konnte. Karin stand mit beiden Beinen fest im Leben, hat ihren Platz gefunden in einer verantwortungsvollen Stellung im Beruf, -hat sich in einer für sie neuen Umgebung in Bielefeld einen Freundeskreis aufgebaut, - einen Freundeskreis, der uns in den letzten Wochen so unendlich geholfen hat. Sie war eine “rheinische Frohnatur“, so habe ich sie geliebt, -so war sie beliebt. Freundschaften hat sie gepflegt weil sie wusste, wie wichtig die sind. Einige dieser Freundschaften sind allerdings durch die räumliche Entfernung etwas auf der Strecke geblieben, aber ganz aus dem Gedächtnis ist ihr keine entwichen und das diese Freundschaften immer bestanden haben, wurde in den letzten Wochen so deutlich. Sie hat es mir noch in den letzten Tagen mit auf den Weg gegeben: „Pflege die Freundschaften. Sie sind wichtig im Leben“. In der Zeit ihrer Krankheit hat sie es uns leicht gemacht, - offen darüber gesprochen, - uns ermuntert, nichts zu verdrängen, sondern sich über “das danach“ im klaren zu werden. Sie war so stark, - kein Selbstmitleid, obwohl sie allen Grund gehabt hätte zu verzweifeln. Natürlich hat sie darunter gelitten zu wissen, das sie den weiteren Lebensweg von Jan nicht mit- verfolgen kann, -aber weis man es? Kann sie es nicht doch? Sie hat es schon erfahren, wir können es nur hoffen und glauben. Geboren in Köln, in einer intakten Familie behütet mit einer großen Schwester aufgewachsen, -nicht immer ganz leicht gewesen mit der eigenen Mutter als Lehrerin, -sich nach anfänglichem Studium fürs Lehramt dann doch für den Beruf der Krankenschwester entschieden und sich auf die eigenen Füße gestellt. So habe ich sie kennengelernt, -eine ungemein willensstarke Persönlichkeit, die wusste was sie wollte. Wenn Karin einmal einen Entschluss gefasst hatte, blieb sie auch dabei. Ich habe es oft erfahren. Sie ging nach Möglichkeit jedem Streit aus dem Weg, -ein Streit war ihr zuwider. Oft habe ich gesagt: „Mit Dir kann man nicht streiten“. Sie hat mich dann immer so mit ihren großen braun/grünen Augen angeschaut und gesagt: „Du spinnst wohl. Warum willst du dich streiten? Ich kann das nicht“. Irgendwann habe ich mir dann auch mal gesagt: „Warum will ich mich streiten?“ Wir werden sie schmerzlich vermissen, -Freunde werden sie vermissen, -Arbeitskollegen werden sie vermissen. In allem was Karin tat, war sie sehr engagiert und motiviert. Die Leitung eines Pflegedienstes in der heutigen Zeit ist kein Zuckerschlecken. Karin hat es gemacht. Sie hat die Herausforderung angenommen, - sich durchgebissen, - sich dieser Aufgabe gestellt. Die Doppelbelastung von Familie und Beruf gemeistert. Vieles im Haus haben wir uns geteilt. Karin hat uns exzellent versorgt, vieles durch ihre vorausschauende Art gemeistert. Ein gutes Team waren wir. Wie es in einer Familie wohl so ist, hatte sie immer den besseren Draht zu Jan. Mütter und Söhne eben. Manchmal war ich schon etwas eifersüchtig, - wie dumm kommt mir das jetzt vor. Ich habe noch nie einen so offenen, vorurteilsfreien Menschen kennengelernt, - sie hat ihre Meinung über jemanden nie von Äußerlichkeiten abhängig gemacht, sondern den ganzen Menschen betrachtet, auch das nicht Sichtbare. Darum habe ich auch als Eingang zu diesen Worten das Zitat aus „Der kleinen Prinz“ gewählt. Sie hat immer gesagt, was sie dachte, - ihre Meinung vertreten. Und nie habe ich einen so starken Menschen kennengelernt,- in den letzten Monaten ist sie über sich hinaus gewachsen. Sie wusste, was auf sie zukam. Als ehemalige Stationsleitung auf einer onkologischen Frauenstation konnte man ihr nichts vormachen. Sie hat uns durch ihre Stärke Trost gegeben, noch in den letzten Tagen. Ihre Sorge galt uns. „ Ich habe keine Trauer,“ sagte sie mir, “Die Trauer kommt auf euch zu. Ihr müsst sie bewältigen. Und das tut mir sehr leid. Aber ich kann es nicht ändern.“ So etwas kann man nicht vergessen. Ich werde immer an sie denken müssen. Es gibt nichts, an dem nicht eine Erinnerung hängt. Sehe ich eine schöne winterliche Bergkulisse, denke ich an die gemeinsamen Skiferien. Bin ich an der See, denke ich an unser erstes Zusammentreffen auf Borkum und die vielen Ferien auf Sylt. Bei dem Anblick eines Fahrrades an die gemeinsamen Radferien mit unseren Freunden Birgit und Uwe und die Pfingsttouren im großen Bekannten- und Freundeskreis. Diese Erinnerungen habe ich für immer im Herzen. Karin hat in mir noch eine andere Seite geweckt: ich habe durch sie einen Menschenschlag kennengelernt, den ich wirklich liebe: die Verwandtschaft und Freunde aus Köln. Wenn Karin auch nicht das typische „Kölsch“ im Alltag sprach, so habe ich es geliebt, wenn sie es mal zum Spaß brachte. Es werden mir noch jahrelang die Tränen kommen, wenn ich mit etwas aus Köln in Berührung komme. Egal ob es die Gruppen BAP, Brings, Bläck Föss oder sonstige sind oder ich nur einfach den Kölner Dom sehe. Das alles ist Karin für mich. Sie war eine „Kölnerin“, wenn sie auch nicht so auf den Karneval versessen war, -der Rosenmontagszug wurde aber im Fernsehen angeschaut - , aber im Herzen war sie es mit Leib und Seele. Und wenn sie es auch verbergen wollte, ich glaube, manchmal hatte sie doch etwas Heimweh „naach de Dom“. Ich weis nicht wie das jetzt seien wird in dem großen Haus ohne Karin, - vorstellen kann ich es mir nicht. Aber jetzt ist unser Team halt kleiner geworden, umso fester werden wir zusammenhalten. Wir wissen alle, was wir verloren haben. Im Herzen ist es aber nicht verloren, da halten wir Karin fest. Ulla, Helmut, Ulrike und Olaf: ihr hattet eine tolle Tochter, Schwester und Schägerin, die euch von ganzem Herzen liebte. Marion, Christoph und Friedhelm, ihr hattet eine gute Cousine. Jan, du hattest eine außergewöhnliche Mutter. Ich hatte eine bemerkenswerte und einzigartige Partnerin. Ich hoffe, Karin ist jetzt gut aufgehoben und kann sich geborgen fühlen dort wo sie jetzt ist. Die Krankheit ist von ihr abgefallen und sie kann sich beruhigt in die Obhut eines Größeren begeben. Sie hat nichts falsch gemacht im Leben, sie ist sich treu geblieben. Es sind wenige, die das von sich behaupten können. Auf Karin trifft es zu. In den letzten Tagen und Wochen haben wir uns bemüht sie so zu pflegen, wie sie es verdient hat. Mit viel Zeit, mit Zuwendung und Liebe. Ich hoffe, uns ist das gelungen. Allen Freunden an dieser Stelle meinen tiefen Dank, für die Zeit, die viele aufgebracht haben, - für die Anrufe, die Briefe, Karten, die Anteilnahme, die Karin entgegengebracht wurde. Ich werde das keinem einzelnen vergessen. Ihr großer Wunsch, sich von allen ihren einzigartigen Freunden zu verabschieden, ging in Erfüllung. Am Samstag, dem 13.03.2010 haben wir eine Abschiedsfeier gemacht. Es hat ihr sehr viel bedeutet. Es war der perfekte Zeitpunkt und Karin war in sehr guter Verfassung. Sie hat es genossen, - es war ihr wichtig. So hat sie allen durch ihre Einstellung und Haltung noch einmal Kraft gegeben, das Kommende zu bewältigen. Die SMS, mit der sie sich bei allen für diesen Abend bedankte, werde ich nie löschen. Wenn man an ihre Stärke denkt, kann man selber davon sehr viel mitnehmen. Im Februar 2009 habe ich hier für meinen Vater gesprochen, jetzt für meine Frau. Zwei Menschen, die sich gut verstanden. Sonst wäre ein Zusammenleben in einem Haus auch nicht möglich gewesen. Vielleicht treffen sie sich ja jetzt wieder und schauen auf uns herab. Vielleicht ist Karin auch schon bei Edwin im Chor, - sie hatte eine gute Stimme Ich habe schreckliche Angst vor dem was auf mich zukommt, - aber ich weis auch, das ich immer mit Karin reden kann. Aber ich bin nicht allein. Ich habe einen starken Sohn, - wir beide haben uns und wir haben die Gewissheit, dass Karin uns alles Gute wünschen wird und dass sie uns weiterhin begleitet. Ich werde noch viel Zeit damit verbringen, alle die Bücher zu lesen, die sie mir empfohlen hat. Karin hat Bücher verschlungen. Ohne ein gutes Buch war sie unzufrieden. In mir hat sie diese Lust auch zum Teil geweckt und ich weis inzwischen ein gutes Buch zu schätzen. In den letzten Wochen konnte sie nicht mehr lesen. Sie war nicht mehr in der Lage, sich zu konzentrieren. Unsere Bücherwand im Wohnzimmer ist voll von ihren Büchern, die sie alle gelesen hat. Ich werde mir stundenlang alte Bilder anschauen und ich werde fürchterlich weinen. Ich werde mir immer wieder die Frage stellen,- warum Karin? Ich werde keine Antwort finden. Aber ich bin sicher, einmal wird auch dieser Schmerz nachlassen. Er wird nicht verschwinden, aber er wird erträglich werden. Und so wird es dir auch gehen, Jan, - und euch, Ulla und Helmut, Ulrike und Olaf und all den Verwandten, Freunden und Bekannten die sie liebten und schätzten. Karin gehörte zu den Menschen, die auf Erden eine Spur hinterlassen, - die etwas bewegt haben, - derer man sich erinnert weil sie beeindruckt haben. In einem der letzten Gespräche die wir führten, am Morgen ihres Todestages, habe ich ihr gesagt, wie gerne ich ihr einen Teil der Last abnehmen möchte, die sie in den letzten Monaten und den letzten Tagen tragen musste. Sie nahm mich ein den Arm und sagte darauf mit einem Lächeln: „Ich fürchte, mein Rucksack passt dir nicht.“ Und ich erwiderte: „Und Deine Schuhe sind mir zu groß. Ich kann sie nicht ausfüllen.“ In diesem Gespräch haben wir uns verabschiedet. Im Unterbewusstsein war es uns beiden klar. Und wir konnten noch einmal ein Thema aus der Welt schaffen, das lange Zeit unausgesprochen im Raum stand. Ohne diese letzten Worte von Karin wäre ich wohl in der Folgezeit zerbrochen. Sie ist am Abend des Tages von uns gegangen. Nachdem ich den ganzen Tag bei ihr war, um diesen Moment nicht zu verpassen um sie nicht allein gehen zu lassen. Ich wollte ihre Hand halten, sie streicheln und sie hinübergeleiten. Aber sie hat wohl auch gemerkt, dass ich sie nicht loslassen konnte. Und so ist sie gegangen, als ich kurz das Haus verließ, um den Arzt zu holen. Sie wollte es mir vielleicht nicht antun, in meinem Dasein zu sterben. Ihre Freundin Katrin war bei ihr, hat ihre Hand gehalten und ihr geholfen, den richtigen Weg zu finden. Sie war nicht allein. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich hatte das große Glück, einen guten Menschen zu kennen, und eine Zeitlang, - 21 Jahre -, mit diesem Menschen zu verbringen und von ihm geliebt zu werden, dessen bin ich mir sicher, denn sie hat es mir in der letzten Zeit oft gesagt. Leb wohl Karin, - ich liebe dich.
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Gedenkkerze

NW-Trauer

Entzündet am 14.09.2010 um 11:30 Uhr